Inszenierungen der 20er Jahren in Berlin mit Arne Krasting Geschäftsführer von Zeitreisen, 2018, in Berlin © Amélie Losier

Weit verstreut über die ganze Stadt finden sich Drehorte der Serie “Babylon Berlin”. Locationscout Nick Hertwig und das ganze Team von X-Filme haben dabei faszinierende und größtenteils unbekannte Orte gefunden, die der Serie ihre besondere Authentizität verleihen. Einige der Orte haben wir mit unserem Team aufgesucht und Fotos gemacht…daraus sind ganz eigene Momente und Geschichten entstanden. Und es hat unglaublich Spaß gemacht! Hier ein Überblick, die Beschreibungen zu den Orten folgen….

 

 

Der holländische Journalist Arjan Paans war bei unserer Tour mit dabei. Wir haben spannenden Gespräche über die Weimarer Republik und die heutige Situation geführt. Immer häufiger spricht man von Weimarer Verhältnissen, was ist da dran? “Berlijn op het kookpunt”, so beschreibt Paans die Situation in Berlin. Und uns wird ein Zitat in den Mund gelegt: “Berlijn was destijds net zo’n feeststad als nu. Heel Europa kwam hier naartoe. Alleen waren de drugs toen van betere kwaliteit”. Verstaan? Wir haben Arjan verschiedene Originalschauplätze gezeigt. Besonders fasziniert haben ihn aber auch die Drehorte von “Babylon Berlin”, vor allem die Inszenierung des Roten Rathauses als “Rote Burg”. Ein tolles Double!

Hier der Artikel zum Download: VPRO Artikel PDF

Die Stadt Berlin ist einer der Hauptdarsteller der fantastische Serie “Babylon Berlin”! An mehr als 300 Orten ist gedreht worden. Die meisten Drehorte befinden sich in Berlin. Neben einigen einfach zu erkennenden Motiven wie dem Alexanderplatz oder auch der Museumsinsel sind es viele eher versteckte und unbekannte Orte, die helfen, die Stadt Berlin des Jahre 1929 zu inszenieren. Wir haben ein Dutzend der Drehorte gefunden und mit unsere Team die Zwanziger Jahre inszeniert. Dabei geht es weniger darum, die Szenen der Serie nachzustellen, sondern einfach…Spaß zu haben und ein bißchen die Zeit wieder aufleben zu lassen! Die Fotos werden nach und nach auf dem Instagram Profil timetravel.berlin und auf unserer Facebook-Seite veröffentlicht.

Inszenierungen der 20er Jahren in Berlin mit Arne Krasting Geschäftsführer von Zeitreisen, 2018, in Berlin © Amélie Losier

Ein Traum vieler Kinder: Zugführer werden! Genauso sieht es aus, also Arne Krasting sich in das Führerhaus des Zuges setzt und das Mikrofon ergreift. „Kennen Sie Josephine Baker“ heißt das Programm, mit dem Arne Krasting in den Kulturzug nach Breslau geladen ist und das er jetzt über das Zugmikrofon ankündigt.

Dreimal pro Woche fährt dieser inzwischen mehrfach preisgekrönte Zug nach Breslau. Immer mit Kulturprogramm an Bord. Eigentlich nur für das Jahr 2016 vorgesehen, als Breslaus europäische Kulturhauptstadt ist, werden die Fahrten so gut angenommen, daß der Zug bis Ende 2019 gesichert ist. Oliver Spatz, Programmleiter des Kulturzugs, findet Woche für Woche spannende Künstler und Präsentatoren.

An die interessierten Passagiere sind inzwischen iPads vergeben worden. Arne Krasting, im Zwanziger-Jahre-Look, erzählt faszinierende Geschichten aus der Weimarer Republik. Josephine Baker mit ihrem Bananenrock, der Obergangster Muskel-Adolf, Mordkommissar Ernst Gennat, genannt Buddha vom Alexanderplatz und viele andere Licht- und Schattengestalten der Zeit werden mit Wort und Bild vorgestellt.

Und auch in Breslau locken die Zwanziger Jahre: hier finden sich hervorragende Gebäude der Moderne. So haben der Architekt des Kinos Babylon, Hans Poelzig, und der Architekt des Einstein-Turms, Erich Mendelssohn, hier ihre Spuren hinterlassen.

Mehr Informationen zum Kulturzug finden Sie hier:

AKTUALISIERUNG: am 21.12. ist das Programm wiederholt worden, natürlich mit neuen Filmen und Inhalten.

Er hat viel gesehen: Berlins Straßen in der turbulenten Weimarer Republik, die zerstörte Stadt nach dem zweiten Weltkrieg, den Bau der Mauer, vom Westen her.

Und jetzt ist er das Schmuckstück des Berlin-Stands und das ideale Fotomotiv für ITB-Besucher. Ein Oldtimer aus dem Jahr 1929. Visit Berlin stellt das Fahrzeug in Mitten seiner historischen Straßenszene, mit der die Gäste schon auf die Free-TV-Premiere von Babylon Berlin im Herbst vorbereitet werden sollen.

Wir waren mittendrin mit unseren tollen Flyer von Daniel Schöps (www.strukturat.design). Schrifttyp und Farbe passten wunderbar zu der Gestaltung des Standes. Und mit unseren 20er-Jahren Accessoires stellten wir dann auch noch das passende Personal. Eine kleine Spritztour im Oldtimer? Ein Charleston von dem Grammophon? Ein Abstecher in die Mokka-Effti-Bar? Kein Problem.

Ein großer Spaß war es!

 

 

Ein gelangweiltes Paar, sie verzieht ihren Mundwinkel, er mümmelt an seiner Zigarette, beiden fallen fast die Augen zu. Gut kommt das Paar in dem Aquarell von Jeanne Mammen nicht weg. Eine Chronistin ihrer Zeit, des aufregenden Leben in den 20er Jahren, ist Mammen. Ihre Motive findet sie in den Cafés, den Etablissments und auf den Straßen der Stadt. Und dabei hat sie es häufig auf das mondäne Berlin abgesehen. Am liebsten malt sie in ihrer Nachbarschaft, nah ihrem Atelier am Kurfürstendamm 29. Dort hat Mammen, eine der ausdrucksstärksten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, bis zu ihrem Tod 1976 gelebt und gearbeitet. Hinterhaus, unter dem Dach. Das Atelier kann man tatsächlich noch auf Anfrage besichtigen.

Wenige Meter entfernt befand sich das Café „Walter Reimann – Wiener Café und Conditorei“, Kudamm 35. In diesem mondänen Café sitzt auch das gar nicht so lebensfrohe Paar vom Aquarell „Café Reimann“ (um 1932). Das Café ist längst Geschichte, aber das Gebäude hat tatsächlich den Krieg überlebt und ist steht heute mit dem schillernden Namen „Hotel California“ Berlin-Gästen zur Verfügung. Und das Aquarell ist noch einige Tage in der Berlinischen Galerie zu bewundern, in der faszinierenden Retrospektive über Jeanne Mammens Kunst aus über 60 Jahren.

In Paris, Brüssel und Rom erhält sie ihre Ausbildung, sicherlich privilegiert für eine Frau in dieser Zeit. Im Ersten Weltkrieg verliert der Vater sein gesamtes Eigentum. Mammen schlägt sich als Zeichnerin durch und gewinnt nach und nach Anerkennung. Geadelt wurde Mammen schon 1929 von Kurt Tucholsky. In der Weltbühne bewundert er ihre „zarten, duftigen Aquarelle“. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verliert sie ihre Arbeit. Aber es liegt noch fast ein halbes Jahrhundert Leben und Werk vor ihr – beeindruckend abgebildet in der Ausstellung der Berlinischen Galerie

Das Aquarell war übrigens lange Zeit in dem Besitz des Musical-Texters Fred Ebb. Und auch er hat eine besondere Verbindung zum Berlin der 20er Jahre: Ebb schrieb den Text für „Cabaret“, das Erfolgsmusical des Broadway. 1972 entstand der Film Cabaret, der bis heute das Bild auf Berlin in der Endphase der Weimarer Republik prägt.

Link zur Berlinnischen Galerie httpss://www.berlinischegalerie.de/ausstellungen-berlin/aktuell/jeanne-mammen/

Link zur Jeanne-Mammen-Stiftung  https://www.jeanne-mammen.de/index.html

Er wird nicht genannt, er ist in keinem Abstand zu lesen, bekommt keine Credits. Aber er war schon mehrmals in der Serie „Babylon Berlin“ zu bewundern. Oder vielmehr seine Gebäude: Peter Behrens, einer der erfolgreichsten deutschen Architekten und Gestalter im 20. Jahrhundert.

Gleich in der ersten Folge erkennt man seine beiden Gebäude am Alexanderplatz, das Alexanderhaus und das Berolinahaus.1932 fertiggestellt, haben sie den Krieg überstanden und sind herausragenden Zeugnisse der Stadtplanung der späten Zwanziger Jahre. Ein „Weltstadtplatz“ sollte am Alexanderplatz entstehen, so tönte Stadtbaurat Martin Wagner selbstbewusst. Immerhin: Peter Behrens leistete seinen Beitrag. Amerikanische Investoren finanzierten damals die achtgeschossigen, in moderner Stahlbetonskelettbauweise errichteten Gebäude, die zu den ersten dieser Art gehören. Diese beiden Gebäude waren der Grund, weshalb Tom Tykwer die aufwändigen Dreharbeiten am Alexanderplatz durchgesetzt hat. So viel „Twenties“ an diesem so sozialistischen Platz!

In der sechsten Folge von Babylon Berlin feiert Peter Behrens nun seinen zweiten Auftritt. Und der zeigt uns einen verborgenen Schatz der Berliner Architekturgeschichte. Ein wunderschönes Treppenhaus, in hellem Ton gehalten, fast ein wenig steril, dient als Institut des ominösen Dr. Anno Schmidt. Dieser Raum ist Teil des sogenannten Peter Behrens-Bau. Hier begann die AEG, deren Haus- und Hofarchitekt Peter Behrens war, 1917 mit der Produktion von Luxuslimousinen, Lastwagen und – Elektroautos! Unser Team hatte die Möglichkeit, auf den Turm des Peter-Behrens Bau zu gehen. Bei gutem Wetter sieht man bis zum Teufelsberg. Bei Nebel immerhin bis zum Boden…

Der Industriesalon Oberschöneweide bietet übrigens regelmäßige Führungen über das Gelände – mit Besichtigung des Turms! (Link: https://www.industriesalon.de/de/fuehrungen)

Das berühmteste Gebäude von Peter Behrens in Berlin ist leider nicht zu besichtigen, aber auch von außen lohnt es sich, wie schon 1914 der junge Erich Mendelsohn schrieb: “Kommen Sie nach Berlin, so vergessen Sie nicht, sich das Turbinenhaus der AEG von Peter Behrens anzusehen. Sie müssen das gesehen haben!”. Momentan wird die Turbinenhalle von Siemens genutzt. Nur ein geringer Trost der Siemens-Kürzungen für Berlin wäre es, wenn man sich diese Ikone der Industriearchitektur auch mal von innen ansehen könnte

 

Eine unscheinbare Fassade, fast ohne Fenster. Der Eingang mit Graffiti beschmiert. Man geht schnell weiter, wenn man überhaupt in der ruhigen Gustav Adolf Straße in Weißensee vorbeikommt. Aber hinter den Türen befindet sich einer der verborgenen Schätze der Zwanziger Jahre! Ein großes Kino, das Stummfilmkino Delphi, 1929 eröffnet. 900 Personen fanden hier Platz, es war eines der größeren Kinos der an Kinos damals nicht gerade armen Stadt Berlin. Gerade die Gegend rund um den Antonplatz wurde als „Klein-Hollywood“ bezeichnet, hier befanden sich neben den Kinos auch zahlreiche Filmstudios und Filmateliers. Der Orchestergraben des Kino Delphi mit Platz für 13 Musiker macht deutlich, daß Stummfilme damals noch längst nicht aus der Mode gekommen sind. In den 50er Jahren musste das Kino aufgrund baulicher Mängel schließen. Nach einer langen Phase der Zwischennutzung, unter anderem als Gemüselager, Rewatex-Wäschereistützpunkt, Briefmarkengeschäft und Lagerhalle der Zivilverteidigung der DDR, erwachte das Gebäude vor einigen Jahren aus dem Dornröschenschlaf. Nikolaus Steiner und Brina Stinehelfer haben es sich zu ihrer (Lebens-) Aufgabe gemacht, diesen Ort wieder mit kreativem Leben zu füllen. Nach einer Oper im Stil der 20er Jahre sind momentan auch andere Projekte in Planung.

Und vor kurzem gab es im Delphi sogar ganz großes Kino – oder vielmehr ganz großes Fernsehen. Für „Babylon Berlin“ wurde auch hier gedreht. Entstanden sind im Delphi die spektakulären Tanzszenen, die auch schon in den verschiedenen Trailern zu sehen waren. Das Delphi ist Double für das legendäre Café- und Tanzhaus Moka Efti. Pläsierkasernen wurden diese Etablissements auch genannt. Ob es im wirklichen Moka Efti so wild und ausschweifend zuging wie in der Serie?

Das TV-Event des Jahres: Babylon Berlin. Auch in England wird die Serie ausgestrahlt werden. Der englische Guardian berichtet und sprach mit dem Autor Volker Kutscher. Kutscher betont dabei, wie er von dem Krimiautour Raymand Chandler, aber auch von HBOs Serie The Sopranos inspiriert wurde. Tom Tykwers filmische Umsetzung seiner Romane auf die kleine Leinwand habe ihn wirklich umgehauen, so Kutscher im Gespräch mit der Zeitung. „Es ist wahrhaft großes und spannendes Fernsehen. Ich wurde komplett hineingezogen in die Welt von Babylon Berlin und das Berlin im Jahre 1929, das auf den Bildschirmen wahrhaft authentisch und real wird. So etwas habe ich noch nie im deutschen Fernsehen gesehen, nicht einmal in Fassbinders Berlin Alexanderplatz!“

Kutscher verweist ihn dem Artikel auf die intensiven Recherche zu seinen Romanen: „Seit jeher war ich fasziniert von der Zeit. Ich habe mich immer gefragt, wie ein zivilisierte Land, eine Republik wie Deutschland, sich innerhalb kurzer Zeit in eine barbarische Diktatur verwandeln konnte. Die Antwort darauf ist natürlich sehr komplex“.Dies war ihm auch bei der filmischen Umsetzung wichtig: „Macht was ihr wollt, aber haltet euch an das Herz der Geschichte und die Charaktere“.Die Serie wurde zum großen Teil in den Straßen von Berlin gedreht, aber vier Straßen wurden in den Babelsberger Filmstudios als zusätzliche Außenkulisse neu errichtet. Die authentischen Drehorte ermöglichen eine „Zeitreise zurück ins Berlin der 20er Jahre“ und zeigt die gleiche Liebe zum Detail wie Kutschers Romane. „Es ist die Welt von Cabaret, aber auch sehr realistisch. Die Geschichte spielt sich ab zu einer Zeit als die Kommunisten als größere Gefahr als die Nazis gesehen werden; als große Armut in Deutschland herrschte, und als nach dem Ersten Weltkrieg eine ganze Generation das Gefühl eines nationalen Versagens hatte“, so Robert Davidson, Kutchers englischer Verleger.Diese Welt der 20er Jahre für das Fernsehen zu adaptieren und gleichzeitig die hohen Standard und die Qualität amerikanischer Serien wie The Sopranos und The Killing zu erfüllen – das war die große Herausforderung der deutschen Produzenten. Dies scheint gelungen zu sein. Kutscher ist mehr als zufrieden. Babylon Berlin startet am 13. Oktober auf SKY Atlantic.

„Diese Serie wird Geschichte schreiben“ heißt es in dem neuen Sky-Trailer zu Babylon Berlin. In seinen 20 Sekunden bietet der Trailer schon einen Vorgeschmack auf die visuelle Kraft der Serie. Glamour und Armut, Extase und Extremismus, Drogen und Mord – das sind die Spannungsfelder, in denen sich Kommissar Gereon Rath bewegt. Beeindruckend ist, was das Visual Effects Team aus dem Alexanderplatz gemacht haben, wie der Screenshot zeigt.

Wir haben die Dreharbeiten im Juni 2016 ja verfolgt und sind begeistert über die Ergebnisse. Der Film-Alexanderplatz wird dominiert von dem Alexanderhaus, heutiger Hauptnutzer ist die Sparkasse. Deutlich zu erkennen im Trailer ist die Aufschrift „Jonas & Co“. 1929 erst war das erste deutsche Kreditkaufhaus gegründet worden. Was wurde digital ergänzt, um den Alexanderplatz der 20er Jahre wieder aufleben zu lassen? Vor allem natürlich die „Rote Burg“, das monumentale Polizeipräsidium, das sich etwa am Standort des heutigen Alexa befand. Dazu noch das Kaufhaus Wertheim sowie der Turm der in den 60er Jahren abgerissenen St. Petri-Kirche. Warum der Turm der Parochialkirche allerdings zweimal zu sehen ist, erschließt sich unserer Logik nicht. Und die Verkehrsführung der Straßenbahn lief in den späten 20er Jahren auch etwas anders. Aber der visuelle Gesamteindruck ist faszinierend und zeigt, daß der Alexanderplatz von heute doch noch einiges aus der Vergangenheit bewahrt hat.

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