Eine unscheinbare Fassade, fast ohne Fenster. Der Eingang mit Graffiti beschmiert. Man geht schnell weiter, wenn man überhaupt in der ruhigen Gustav Adolf Straße in Weißensee vorbeikommt. Aber hinter den Türen befindet sich einer der verborgenen Schätze der Zwanziger Jahre! Ein großes Kino, das Stummfilmkino Delphi, 1929 eröffnet. 900 Personen fanden hier Platz, es war eines der größeren Kinos der an Kinos damals nicht gerade armen Stadt Berlin. Gerade die Gegend rund um den Antonplatz wurde als „Klein-Hollywood“ bezeichnet, hier befanden sich neben den Kinos auch zahlreiche Filmstudios und Filmateliers. Der Orchestergraben des Kino Delphi mit Platz für 13 Musiker macht deutlich, daß Stummfilme damals noch längst nicht aus der Mode gekommen sind. In den 50er Jahren musste das Kino aufgrund baulicher Mängel schließen. Nach einer langen Phase der Zwischennutzung, unter anderem als Gemüselager, Rewatex-Wäschereistützpunkt, Briefmarkengeschäft und Lagerhalle der Zivilverteidigung der DDR, erwachte das Gebäude vor einigen Jahren aus dem Dornröschenschlaf. Nikolaus Steiner und Brina Stinehelfer haben es sich zu ihrer (Lebens-) Aufgabe gemacht, diesen Ort wieder mit kreativem Leben zu füllen. Nach einer Oper im Stil der 20er Jahre sind momentan auch andere Projekte in Planung.
Und vor kurzem gab es im Delphi sogar ganz großes Kino – oder vielmehr ganz großes Fernsehen. Für „Babylon Berlin“ wurde auch hier gedreht. Entstanden sind im Delphi die spektakulären Tanzszenen, die auch schon in den verschiedenen Trailern zu sehen waren. Das Delphi ist Double für das legendäre Café- und Tanzhaus Moka Efti. Pläsierkasernen wurden diese Etablissements auch genannt. Ob es im wirklichen Moka Efti so wild und ausschweifend zuging wie in der Serie?