Hier der Durchgang - in der Serie der Eingang zum Archiv, wo der Schreibtisch des Archivars ist.
28. Januar 2021

Es riecht nach Tier… Besichtigung eines besonderen Drehorts

Gereon Rath blitzt ab. Unter Verschluss sind die Akten, die er einsehen will. Geheime Staatssache, Befehl von ganz oben. Regierungsrat Wendt hat sich anscheinend eingeschaltet und die Akten über den Mordfall Benda eingesackt. Aber Rath muss an die Akten kommen und schickt seinen geschätzten Kollegen Reinhold Gräf, den Fotografen, vor. Der geht im Archiv mehr oder weniger ein und aus. Aber trotz der Genehmigung zur Akteneinsicht, die Gräf vorweisen kann, ist der bärbeißige Archivar nicht unbedingt konzilianter…

Archivar: Was wolln se denn da, in der 5?

Reinhold Gräf: Bitte?

Archivar: Na, dat sind doch die geheimen Staatssachen in der 5, wat machen se denn da?

Reinhold Gräf: Das werde ich Ihnen ja wohl nicht auf die Nase binden, denn, wie der Name schon sagt, handelt sich ja um geheime Staatssachen. Oder wollen Sie mich aushorchen? Denn das müsste ich melden und zwar unverzüglich…

Archivar: Mein ja nur…

Und dann wird es dramatisch…Denn der Archivar spioniert tatsächlich Gräf hinterher und es kommt zu einem überraschenden Geständnis. Nachzusehen in der Folge 4 von Staffel 3.

Mich hat der Drehort fasziniert. Grundsätzlich sind ja fast alle Drehorte fantastische Entdeckungen. Aber dieser Handlungsort hat es mir besonders angetan: das Polizeiarchiv der Berliner Polizei. Natürlich war nicht damit zu rechnen, dass es das wirkliche Archiv der Polizei ist und auch die Polizeihistorische Sammlung im Gebäude des Polizeipräsidiums schied aus. Nun, erkannt haben weder ich noch meine Kollegen den Drehort. Also musste dann doch die Produktion weiterhelfen. Antwort: es ist das Museum für Naturkunde! Dieses fantastische, nicht nur bei Kindern beliebte Museum hatte die Ehre, „mitzuspielen“ in der Serie.

Natürlich will ich den Ort sehen – was sich aber als nicht so einfach herausstellt, da er für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Aber ich brauche einen Einblick – einmal, um meine Neugier zu befriedigen. Aber auch, da ich beauftragt bin, einen Artikel über die Drehorte für die Publikation zur Staffel 3 zu schreiben.

Nach ein paar Mails schließlich gibt es einen Termin. Mit Kamera geht es zum Museum…dann aber nicht über den Haupteingang, nicht am riesigen Brontosaurus vorbei, sondern zum Hintereingang. Die erste Überraschung: der Weg führt  nicht in den Keller, wo ein Archiv normalerweise zu vermuten ist, sondern in den ersten Stock. Die Verantwortliche für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit öffnet die schweren Türen. 1889 wurde das Museum eröffnet und ich fühle mich tatsächlich  auch wie auf einer Zeitreisen-Expedition. Nach der letzten Tür fängt es an, etwas strenger zu riechen. Grüne Metallschränke strecken sich die langem Gänge entlang. Willkommen in der Säugetiersammlung! Genauer: in der Sammlung für Tierfelle. Daher der etwas besondere Geruch. Wie wohl die Schauspieler den erlebt haben? Lateinische Namen stehen auf den Schränken. Equus Quagga zum Beispiel. Na klar, das Steppenzebra. Schön ausgebreitet auf einem Tisch liegen dann einige Dutzende Mäuse. Hier wird natürlich weiter gearbeitet und geforscht. Aber ab und zu kommt auch mal ein Filmteam vorbei. Denn in dem Räumen der Sammlung sieht es wirklich noch aus wie vor hundert Jahren. Viel muss man gar nicht verändern, damit sich Gereon und Reinhold  authentisch bewegen können. Wahrscheinlich einer der leichteren Aufgaben für das Team um Uli Hanisch. Aber sicherlich eine spannende!

Zunächst wird der Durchgang in die weiteren Räume als Büro bzw. Empfang umfunktioniert. Hier sitzt der schnauzbärtige und entschieden nicht freundliche Herr der Akten. Auf seinem Tisch: Schreibmaschine, Locher, Lampe, Telefon, Tintenfass…vor allem Lampe und Schreibmaschine würden auch meinen Schreibtisch gut schmücken. Eine Ofenattrappe kommt dazu. Lustiges Detail: Das Schild „Ausgang“ ist ausgetauscht worden, das neue Schild weist in die entgegen gesetzte Richtung – obwohl es von der Typo gut gepasst hätte. Aber es wäre unlogisch gewesen, da es für die Szene den falschen Weg gewiesen hätte. Und auf den Glastüren ist in der Szene auch noch zu lesen, spiegelverkehrt: Zentrales Archiv.

Wir gehen dann in einen der Gänge – dahin, wo Gräf die Verschlussakten nicht nur findet, sondern auch fotografiert. Und hier waren dann auch noch einige Veränderungen nötig. Ein alter Schrank fehlte zum Beispiel, da steht heute ein zeitlich unpassender Holzschrank. Das Art Department hat aber ganze Arbeit geleistet. Und die tannengrüne Farbe der Nachbarschränke wurde so perfekt imitiert, dass die Mitarbeiter des Museums gar nicht mehr erkannt haben, wo woher der Holzschrank war!

Ich sinke kurz auf die Knie, als kleine Hommage an die wunderbar gespielte Szene, in der der Archivar den ebenfalls knieenden Reinhold Gräf an seine dunkle Vergangenheit erinnert. Aber nun wieder an die frische Luft. Diesen Drehort werde ich bei meinen Touren leider nicht zeigen dürfen – aber die Fotos geben hoffentlich einen guten Eindruck.

 

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