2. Oktober 2018

Mit dem Rundfunkchor musikalisch in die Weimarer Republik

Früher wurden hier Leichen verbrannt. Wir sind in einem Krematorium, heute genutzt als Konzertlocation und bekannt unter dem Namen „Silent Green“. Um Tote geht es zunächst auch, als die Herren des Rundfunkchors traurig-schön von der Galerie des Krematoriums das Requiem von Herbert Howles anstimmen.

Aber dann springen wir in die Zwanziger Jahre, mit Kurt Weill, Friedrich Hollaender und den Comedian Harmonists. Und hier kommt Zeitreisen ins Spiel. Arne Krasting ist eingeladen, als Experte der Weimarer Republik im Gespräch mit Gayle Tufts, der Moderatorin des Abends, zu Schlüsselthemen der Zeit Stellung zu beziehen. Natürlich ist der Aufhänger „Babylon Berlin“ und die Frage, warum diese Zeit so sehr fasziniert. Das Sehnsuchtsjahrzehnt der Deutschen wird immer wieder für Projektionen genutzt und als „goldene Zeit“ verklärt. Aber nicht für Jeden waren diese Jahre golden, wie auch in einigen sozialkritischen Liedern anklingt.

Starke Frauengestalten wie Claire Waldoff und Marlene Dietrich, die auch privat verbunden waren und durch die lesbischen Bars der Stadt zogen, stehen am Ende des Abends. „Raus mit den Männern aus dem Reichstag“, singt Claire Waldoff bzw. Gayle Tufts. Die Emanzipierung der Frau nach dem Ersten Weltkrieg und die Rolle der „neuen Frau“ ist dann auch Thema der letzten Gesprächsrunde.

Am Ende steht nochmal das wunderbare Requiem von Herbert Howels. Ein beeindruckender Abend in dem fast magischen Ambiente des ehemaligen Krematoriums!

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